Ameisen im Ferienhaus - Pheidole sp. (G. Heller)

Beratung bei Problemen mit Ameisen gibt es in diesem Forum.

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HSammer
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Ameisen im Ferienhaus - Pheidole sp. (G. Heller)

Beitrag von HSammer »

Erstmal ein riesen Dankeschön an dieses informative Forum, darin zu lesen hat mir schon mal sehr geholfen, auch wenn ich jetyt weiss das ich ein echtes Problem habe :cry:

Wir haben ein Ferienhaus auf Madeira und da habe ich schon vor einem Jahr immer mal kleine Ameisen gesehen. Meist kamen die von aussen wo sie wohl in Löchern in Pflastersteinen wohnten. Habe immer verfolgt wo die herkommen und dann Baygonschaum in die Löcher gespritzt. Damals war danach Ruhe.

Diesmal ist es schlimmer und Nester scheinen an vielen Stellen zu existieren oder werden wohl kurzfristig eingerichtet. Mit der alten Methode hatte ich nun nur noch Teilerfolge, die kleinen Tiere kamen bald darauf von wo anders wieder. Es scheint ziemlich klar, dass wenn das Haus unbewohnt ist und es nichts zu finden gibt, die Ameisen zumindest im sichtbaren Bereich wieder verschwinden. Wenn wir hier wohnen nimmt es langsam zu, wenn man nicht rigoros dauernd Bad und Küche putzt.

Gute Wirkung beim putzen und bei Kontakt für die Ameisen sofort tödlich ist das Putzmittel "Bang". Damit geputzte Flächen werden für einige Tage gemieden.

Wir haben nun versucht nachhaltiger vorzugehen und Giftköder zu benutzen. Wir hatten vor Jahren schon mal mit den grünen Dosen von Nexalotte Erfolge, allerdings waren es damals nicht viele Ameisen und ich weiss auch nicht sicher ob es dieselbe Sorte wie jetzt war.

Leider haben wir bisher auf Madeira noch keine Köderdosen für Ameisen gefunden. Verschiedene Pulver werden verkauft, aber bei allen machen die Ameisen einen großen Bogen drum herum. Die drei Pulver hatten alle verschiedene Wirkstoffe. (Bendiocarb, Deltametrin, Phenotrin). Soweit ich nun verstehe, wurden die auch bei Annahme zu schnell wirken und nur die Arbeiter töten.

Recht guten Refolg zeigt aber eine Paste gegen Kakerlaken, die kommt von Bayer in einer kleinen Spritze mit Wirkstoff Imidocloprid. Nennt sich Blattanex Ultra Gel. Hier stoppen die Arbeiter und scheinen davon was zu nehmen, da die Kleckse kleiner geworden sind. An den bahandelten Stelln hatten wir tags darauf kaum noch Ameisen finden können.

Gestern war im verglasten Wintergarten eine tote Kakerlake gelegen und die war für die Ameisen Festessen. Ich habe sie einen Tag liegen gelassen um zu sehen wo die Ameisen herkommen und es hat sich eine lange deutliche Straße gebildet: Auf Umwegen durch den Wintergarten, dann durch die Garage und unterm Garagentor raus wo sie in der Aussenverkleidung am Garagentor verschwanden. Habe dieses Nest wieder mit Baygon ausgeräuchert und die dann sehr konfuse Straße mit "Bang" vernichtet. Jetzt ist da erst mal Ruhe.

Nach allem was ich gelesen und an Bildern gesehen habe, bin ich mir leider recht sicher, dass es sich um Pharaoameisen handelt. Farbe bräunlich, Hinterteil dunkler, Kopf auch dunkler als Mittelteil, aber nicht so dunkel wie hinten. Zwischen Hinter- und Mittelteil zwei kleine Segmente. Länge 2,5mm. Auf einer dichten Straße ist etwa jede fünfzigste fast doppelt so groß (4-5mm) mit auffallend großem und dunklen Kopf. Die zwei Typen sehen genau aus wie auf dem Bild bei http://www.adler-hygieneservice.de/Pharaoameise.pdf

Leider hat meine gute Kamera vor einer Woche den Geist aufgegeben und mit der Ersatzkamera krieg ich keine guten Bilder von den kleinen Tieren hin.

Mein plan ist nun an möglichst vielen Stellen das Gel auszubringen und alles möglichst sauber zu halten. Macht das Sinn? Wir sind nur noch 10 Tage hier, für danach könnten wir die Putzfrau anweisen regelmäßig Köder auszubringen, und eventuell aus Deutschland welche schicken.

Danke und Grüße

Harald Sammer
Gerhard Heller
Beiträge: 838
Registriert: 07. Jul. 2005, 12:19

Beitrag von Gerhard Heller »

Hallo Herr Sammer,

Ihrer Beschreibung nach ("etwa jede fünfzigste fast doppelt so groß (4-5mm) mit auffallend großem und dunklen Kopf") ist das keineswegs die Pharaoameise, sondern eine Pheidole-Art.
Nun "wimmelt" es auf Madeira nur so von eingeschleppten Arten. Der spanische Ameisenforscher Xavier Espadaler schätzt, dass sie dort rund 50% der Artenzahl stellen. Zur Artdiagnose müssten Sie mir schon einige unversehrte Exemplare zusenden. Die Pheidole-Arten, die sich auf den Kanaren etabliert haben und die wohl auch auf Madeira erwartet werden können, sind P. megacephala, P. teneriffana (entgegen dem Artnamen nicht nativ) und - offensichtlich erst relativ spät vom Mittelmeerraum eingeschleppt - P. pallidula. Zumindest megacephala und teneriffana können riesige Superkolonien bilden, gegen die man nur kurzfristig einige Teilerfolge erzielen kann.
Falls die Ameisen im Freien nisten und nur zur Nahrungssuche ins Haus laufen, sollte man sich in solchen Ländern eine entspanntere Haltung angewöhnen. Ich hätte noch in jedem Hotel auf den Kanaren wegen Ameisen einen Aufstand veranstalten können. Aber Ameisen, die durch die Wohnung laufen, sind mir allemal lieber als nervende Stechmücken.
Vorbeugen können Sie eigentlich nur so, wie Sie es bisher schon gemacht haben: Abdichten und ggf. an Stellen, wo dies schlecht geht, einen Streifen Kontaktinsektizid (z.B. ein Pyrethroid wie Deltamethrin oder Phenothrin) ausbringen. Außerdem keine Essenreste im Mülleimer liegen lassen.
Da, wie Sie ja an der toten Schabe beobachtet haben, Ihre Ameisen sehr erpicht auf proteinhaltige Nahrung sind, können Sie für nächstes Mal in Deutschland ein Ameisenstreumittel mit Fipronil kaufen und dieses z.B. mit Katzendosenfutter vermengen.
Aber wie gesagt, nachhaltige Erfolge werden Sie letztlich kaum erreichen können.

Gruß
G. Heller
HSammer
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Beitrag von HSammer »

Hallo Herr Heller!

Ganz herzlichen Dank für die schnelle Stellungnahme und die grobe Einordnung unserer neuen Haustiere :lol:
Werde versuchen gut erhaltene Exemplare mitzunehmen und Ihnen zuzuschicken - zwecks genauerer Einordnung.
Bin mir leider nicht sicher ob wirklich alle von aussen kommen, werden das aber weiter beobachten und wie gehabt vorgehen.

Habe nun noch mal mit entspannter Haltung die Bilder von den Pheidole-Arten die Sie mir genannt haben angesehen und würde sagen am ehesten die Megacephala.

Gruß,

Harald Sammer
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