Fragen zu Lasius brunneus

Beratung bei Problemen mit Ameisen gibt es in diesem Forum.

Moderatoren: Gerhard Heller, Buschinger

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Jochen35
Beiträge: 14
Registriert: 22. Mai. 2007, 18:11

Fragen zu Lasius brunneus

Beitrag von Jochen35 »

Hallo,

da ich die ungebetenen Untermieter nun endlich loswerden will, habe ich noch ein paar Fragen, die ich hier gern gebündelt loswerden möchte.


1. Wann bevorzugt Lasius brunneus kohlenhydrathaltige und wann proteinhaltige Nahrung?

2. Wie weit ist die Austrittsstelle der Geschlechtstiere maximal vom Nest entfernt?

3. Wie alt wird eine Königin bzw. ein Nest?

4. Gibt es neben den Ködermitteln und baulichen Veränderungen auch noch andere wirksame Möglichkeiten zu Bekämpfung?

5. Gibt es Ködermittel die nachweislich sehr gut wirken, aber in Deutschland nicht zugelassen sind? Wenn ja, welche sind das und warum sind sie nicht zugelassen?

6. Muss man das Celaflor Ameisen-Mittel erst in Wasser auflösen um damit selbst eine Ködermittel anzumischen oder kann man es z.B. einfach mit Honig verrühren?

7. Ist Fibronil auch als „reiner“ Wirkstoff oder in einer höheren Konzentration als beim bekannten Ameisen-Mittel von Celaflor erhältlich?

8. Wie lange dauert es von der Aufnahme des Fibronil-Köders bis zu dessen Wirkung?

9. Stimmt es, dass mit Fibronil erfolgreich bekämpfte Nester nicht wieder besiedelt werden?

So, dass soll nun erst einmal reichen.


Viele Grüße
Jochen
Buschinger
Beiträge: 1490
Registriert: 26. Apr. 2004, 12:34
Wohnort: Reinheim

Beitrag von Buschinger »

Hallo Jochen35,

Ihre Fragen könnten Grundlage für ein mehrjähriges Forschungsprogramm sein, wenn es denn jemand finanzieren würde! – Zumeist gibt es keine Antwort, und wenn ich irgendeine Methode zur sicheren Bekämpfung von L. brunneus kennen würde, hätte ich diese bestimmt längst mitgeteilt: Es macht absolut keinen Spaß, immer wieder dieselben Fragen beantworten zu müssen, noch dazu mit leider nicht voll zufrieden stellenden Empfehlungen.
da ich die ungebetenen Untermieter nun endlich loswerden will, habe ich noch ein paar Fragen, die ich hier gern gebündelt loswerden möchte
- Das möchte mit Sicherheit jeder, der sich in diesem Forum meldet. Mehr als wir tun, können wir einfach nicht. Ich selbst wäre dankbar, wenn mir jemand eine zuverlässige Methode zur Bekämpfung solcher Schadameisen nennen würde.
1. Wann bevorzugt Lasius brunneus kohlenhydrathaltige und wann proteinhaltige Nahrung?
- Ist nicht im Detail bekannt.
2. Wie weit ist die Austrittsstelle der Geschlechtstiere maximal vom Nest entfernt?
- Ist unbekannt.
3. Wie alt wird eine Königin bzw. ein Nest?
- Ist unbekannt. Bei einer verwandten Art, Lasius niger, wurde einmal in der Haltung eine Königin 28 ¾ Jahre alt. Mit 20 Jahren darf man bei L. brunneus sicher rechnen.
4. Gibt es neben den Ködermitteln und baulichen Veränderungen auch noch andere wirksame Möglichkeiten zu Bekämpfung?
- Mir sind keine bekannt.
5. Gibt es Ködermittel die nachweislich sehr gut wirken, aber in Deutschland nicht zugelassen sind? Wenn ja, welche sind das und warum sind sie nicht zugelassen?
- Mir sind keine bekannt.
6. Muss man das Celaflor Ameisen-Mittel erst in Wasser auflösen um damit selbst eine Ködermittel anzumischen oder kann man es z.B. einfach mit Honig verrühren?
- Kann vielleicht Herr Heller etwas dazu sagen.
7. Ist Fibronil auch als „reiner“ Wirkstoff oder in einer höheren Konzentration als beim bekannten Ameisen-Mittel von Celaflor erhältlich?
- Kann vielleicht Herr Heller etwas dazu sagen.
8. Wie lange dauert es von der Aufnahme des Fibronil-Köders bis zu dessen Wirkung?
- Kann vielleicht Herr Heller etwas dazu sagen.
9. Stimmt es, dass mit Fibronil erfolgreich bekämpfte Nester nicht wieder besiedelt werden?
- Das dürfte irreführende Werbung sein. Aber ich kenne keine Untersuchung dazu.

A. Buschinger
!!! EINHEIMISCHE HAUSAMEISEN SIND KEINE SCHÄDLINGE per se !!! - Sie nutzen nur Baufehler bzw. Bauschäden zur Anlage ihrer Nester. Dies ist anders bei Exoten wie Pharaoameise, Pheidole spp. usw..
mariahellwig
Beiträge: 141
Registriert: 12. Jun. 2007, 12:27

Beitrag von mariahellwig »

Ich weiß nicht, ob meine Antworten vor den wissenschaftlichen Augen von Herrn Heller Gnade finden werden, aber für die Praxis dürften sie eine ausreichende Genauigkeit haben.

7. Ist Fibronil auch als „reiner“ Wirkstoff oder in einer höheren Konzentration als beim bekannten Ameisen-Mittel von Celaflor erhältlich?

Kann sein, macht aber keinen Sinn. Fast alle Köder sind irgendwie ein Gemisch aus Wasser(damit der Köder besser aufgenommen werden kann), Lockstoff(um den Köder attraktiv zu machen) und Wirkstoff. Fipronil ist schlecht wasserlöslich, so das man zwar mehr Wirkstoff zugeben kann, letztlich trotzdem nicht mehr aufgenommen wird, weil die Lösung gesättigt ist.


8. Wie lange dauert es von der Aufnahme des Fibronil-Köders bis zu dessen Wirkung?

Erste Anzeichen gibt es meist schon nach wenigen Stunden. Die maximale Wirkung setzt nach 1-3 Tagen ein. Bis zur vollständigen Verteilung und Tilgung der Kolonie können aber auch mehrere Wochen vergehen.


9. Stimmt es, dass mit Fibronil erfolgreich bekämpfte Nester nicht wieder besiedelt werden?

Fipronil baut sich anders als Spinosad nur sehr langsam wieder ab. Die Nistgelegenheit ist auf längere Zeit kontaminiert, aber nicht für immer. Herr Buschinger nennt häufig Bausünden, das eindringen von Feuchtigkeit, als die eigentliche Ursache für den Ameisenbefall. Fipronil gibt Ihnen hier vielleicht etwas Aufschub, das Problem lösen tut es nicht.
Gerhard Heller
Beiträge: 838
Registriert: 07. Jul. 2005, 12:19

Beitrag von Gerhard Heller »

Hallo Jochen35,

zu den Punkten 1 - 5 ist nichts zu ergänzen.

Zu 6.:
Muss man das Celaflor Ameisen-Mittel erst in Wasser auflösen um damit selbst eine Ködermittel anzumischen oder kann man es z.B. einfach mit Honig verrühren?
Da ein zuckerhaltiger Köder möglichst flüssig sein sollte, würde ich das Mittel vor dem Mischen mit Marmelade oder Honig erst in etwas Wasser lösen. Bei Vermischen mit Wurst etc. für einen Proteinköder halte ich das für nicht erforderlich.


Zu 7.:
Ist Fibronil auch als „reiner“ Wirkstoff oder in einer höheren Konzentration als beim bekannten Ameisen-Mittel von Celaflor erhältlich?
Da müssen Sie im Chemikalienhandel anfragen. Aber was soll das? Im Ameisenköder genügen 0,02% Fipronil.

Zu 8.:
Wie lange dauert es von der Aufnahme des Fibronil-Köders bis zu dessen Wirkung?
Das hängt von der aufgenommenen Menge ab. Bei individuell gefütterten Ameisen habe ich eine Latenzzeit von ca. 2 Std. beobachtet. Gelangt nur wenig Wirkstoff in den Futterstrom einer Kolonie, kann sich die Tilgungsphase über 2 - 3 Wochen hinziehen.

Zu 9.:
Stimmt es, dass mit Fibronil erfolgreich bekämpfte Nester nicht wieder besiedelt werden?
Ich weiß nicht, ob das von Celaflor behauptet wird. Ein Kunstnest aus Gips, das ich bei einem Versuch mit einem Fipronil-Köder verwendet hatte, konnte nicht erneut mit Ameisen besetzt werden, weil darin enthaltene Fipronil-Rückstandsspuren Vergiftungen auslösten. Erst nach Auskochen in Essigwasser war es wieder brauchbar.
Eine Besiedlung ist dann wieder möglich, wenn der Wirkstoff abgebaut ist. Die Halbwertszeit ist von den Umweltbedingungen abhängig. In Holz oder Dämmstoffen im Haus dürfte es viele Monate dauern.

G. Heller
Jochen35
Beiträge: 14
Registriert: 22. Mai. 2007, 18:11

Beitrag von Jochen35 »

Hallo,

vielen Dank erstmal für die Antworten auf meine Fragen.

Zu Punkt 4 habe ich selbst noch etwas gefunden. Da wäre zum einen die so genannte Begasung und es gibt wohl auch Möglichkeiten mit hochfrequenter Strahlung (Mikrowellen) gegen einen Ameisenbefall vorzugehen. Hierzu auch mal ein Link einer Firma die dies anbietet: www.dr-termite.net

Was ist von diesen möglichen Alternativen zu halten? Ich denke, dass es gerade für nicht zugängliche Stellen sehr interessant wäre.

Bei mir im Haus ist die Bekämpfung mit Ködermitteln derzeit kaum möglich, da ich bisher nur eine wirklich sehr schwach belaufene Strasse (ca. 5 Ameisen pro Minute) ausmachen konnte und im Haus nur vereinzelt, aber dafür verteilt über mehrere Räume mal eine aktive oder auch tote Ameise zu sehen ist.

Beide Varianten dürften aber sicher recht kostenintensiv sein.


Viele Grüße
Jochen
mariahellwig
Beiträge: 141
Registriert: 12. Jun. 2007, 12:27

Beitrag von mariahellwig »

Hallo Jochen,

es ist schon richtig daß Sie mehr Ameisen brauchen die Ihren Köder annehmen. Aber wenn der Köder attraktiv ist werden dort auch sehr schnell mehr zu sehen sein. In solchen Situationen hat sich bewährt erst mal mit Lockstoffen zu experimentieren bevor Sie dort einen Wirkstoff dazugeben.

Irgendwo müssen sich die Ameisen ihre Nahrung beschaffen. Haben Sie schon mal aussen an Ihrem Haus gesucht? Verdächtig sind z.B. ein Kiesbett. Wenn Sie dort 5 Ameisen oder mehr auf einem qm direkt am Haus sind ist das schon sehr verdächtig und sollte näher untersucht werden. Genau zu beobachten und etwas Geduld sind meist erfolgsversprechender als aufwendige Methoden.

Gruss und viel Erfolg
Buschinger
Beiträge: 1490
Registriert: 26. Apr. 2004, 12:34
Wohnort: Reinheim

Beitrag von Buschinger »

Hallo Jochen35,

Begasung: Hier oben (“wichtig”) habe ich begründet, weshalb mir diese Methode wenig Erfolg versprechend erscheint:
http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/ ... .php?t=759
Ich habe sie deshalb hier nicht erwähnt, kenne auch keinen Fall, wo eine Begasung mit Erfolg durchgeführt wurde. Und, wie ich immer wieder betone (wird leider nicht gelesen oder nicht verstanden): Danach bleibt der Ameisen-Wohnraum erhalten und lädt zur Wiederbesiedlung ein!

Dasselbe gilt auch für die Mikrowellen-Methode, die für Kunstgegenstände mit Holzwurm-Befall sicher geeignet ist, bei einem kompletten Gebäude aber unmäßig teuer werden dürfte. Man weiß ja nicht, wo in dem Gebäude die Nester (Nestteile) sind. Ameisen sind auch beweglicher als Holzwürmer oder Pilze. Ob sie bei Beginn der Bestrahlung noch flüchten können?

Es wäre schön, wenn Sie sich mal von dem Anbieter direkt beraten lassen und uns das Ergebnis mitteilen würden! Wir haben bei unserer Beratung ja keinerlei kommerzielle Interessen, machen das freiwillig und kostenlos in unserer Freizeit, und wir tun unser Möglichstes. Als unsere Hauptaufgabe sehe ich die Bestimmung der Schadameisen. Jede als brauchbar erwiesene Bekämpfungsmethode kommt umgehend allen zugute, die sich hier mit Ameisenproblemen melden, aber wir sind keine professionellen Schädlingsbekämpfer.

Auch dieser Thread ist vielleicht lesenswert:
http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/ ... .php?t=915
Damit können Sie eine Vorstellung davon bekommen, womit Sie es bei der Bekämpfung von Lasius brunneus zu tun haben!

Langzeit-Wirkung von Fipronil: Laut Herrn Dr. Heller handelt es sich also um „Monate“. Junge Königinnen von L. brunneus, die auf der Suche nach geeigneten Orten für die Koloniegründung sind, gibt es jedes Jahr etwa im Mai-Juni, und zwar in großen Mengen, aus Nestern im Freiland wie auch in Gebäuden.

A. Buschinger
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