Visuelle Orientierung bei Blattschneiderameisen

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Rene Schulze
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Visuelle Orientierung bei Blattschneiderameisen

Beitrag von Rene Schulze »

Ameisen sind Orientierungskünstler

Selbst wenn ihnen der Rückweg verbaut wird, finden Ameisen wieder nach Hause. Forscher haben die Krabbeltiere durch einen kniffligen Parcours geschickt - und herausgefunden, dass die Ameisen auch auf unbekannten Pfaden navigieren können.

San Francisco - Wenn man sie lässt, sind sie pragmatisch: Normalerweise benutzen Ameisen den Weg, auf dem sie gekommen sind, um zu ihrem Ausgangspunkt zurückzukehren. Dabei orientieren sie sich vor allem an chemischen Duftstoffen, die sie und andere Ameisen auf dem Hinweg hinterlassen haben. Doch ein Forscherteam um Pedro Leite Ribeiro von der Universität Sao Paulo in Brasilien hat nun nachgewiesen, dass Blattschneiderameisen auch schwierige Hindernisse umgehen und sich ohne die Duftmarkierungen zurechtfinden können.

Blattschneideameise: Flexibles Verhalten nachgewiesen
Die Biologen hatten sich eine reichlich fiese Versuchsanordnung ausgedacht: Vom Nest der Blattschneiderameisen führte eine Brücke zu einer Schüssel mit Futter. Allerdings endete die Brücke kurz vor der Schüssel in der Luft, so dass die Ameisen sich fallen lassen mussten, um an die Leckereien zu kommen. Anschließend konnten sie nicht mehr auf dem gleichen Weg zurückkehren. Dafür existierte jedoch eine zweite Brücke, die auf dem Futtergelände begann und kurz vor dem Nest der Krabbeltiere in der Luft endete. Wollten die Ameisen also mit Nahrung nach Hause zurückkehren, mussten sie zunächst diesen neuen Weg entdecken.

Tatsächlich fanden die Ameisen in 22 von 25 beobachteten Nestern heraus, dass sie auf der zweiten Brücke zu ihrem Nest zurückkehren konnten. Darüber hinaus behielten die Insekten das neue System über Monate hinweg bei und konnten so effizient Gräser sammeln und zu ihrer Behausung transportieren. Im Dunkeln gelang es den Krabbeltieren allerdings nicht, den Rückweg zu finden. Für die Orientierung sind sie also offenbar auf visuelle Reize angewiesen.

Dass die Ameisen die neue Route rein zufällig beibehielten, konnten Ribeiro und sein Team in ihren Analysen ausschließen. Die zeigten nämlich, dass die meisten Tiere direkt nach dem Aufnehmen der Gräser zielstrebig in Richtung der zweiten Brücke liefen. Die Biologen vermuten, dass die Ameisen das flexible Verhalten im Lauf der Evolution entwickelt haben, um mit den vielfältigen Veränderungen ihrer Umwelt zurechtzukommen.

Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,616596,00.html
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