Ameisen von Jungpflanzen fernhalten?

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Buschinger
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Ameisen von Jungpflanzen fernhalten?

Beitrag von Buschinger »

Aufgrund einer Anfrage an die DASW will ich hier mal eine Empfehlung geben.
Der Fall: Ameisen benagen im Garten frisch gepflanzte Funkien.

Meine Interpretation und, für manchen gewiss überraschende, Empfehlung:
Füttern Sie die Ameisen!
Bieten Sie in geringem Abstand zu den Pflanzen Süßes an, Zucker (unter einem Regenschutz), Reste von süßem Obst o.dgl., z.B. Apfelbutzen. Das lenkt die Ameisen von den Pflanzen ab.

Wir haben in diesem Frühjahr (zumindest hier in Südhessen/ Odenwald) eine etwas ungewöhnliche Konstellation:
1. haben sehr viele Marienkäfer überwintert, die die heranwachsende erste Generation von Blattläusen stark dezimiert hat. Blattläuse scheiden Honigtau aus, Nahrungsgrundlage für die Ameisen.
2. Die kühle Witterung bremst das Wachstum der verbliebenen Blattlaus-Kolonien.
3. Hier in Südhessen haben Frostspanner, Eichenwickler & Co. zahlreiche Obstbäume praktisch kahl gefressen und auch das Laub der Eichen dezimiert. Auch deshalb gibt es z. Zt. weniger Lebensgrundlagen für Blattläuse.
Das Ergebnis ist für die Ameisen der Notstand hinsichtlich Kohlenhydrat-Nahrung, sie stürzen sich auf alles, worin etwas Zucker enthalten ist, eben auch auf relativ weiche Jungpflanzen!
Man muss keine Sorge haben, dass man mit Zucker-Fütterung die Ameisen übermäßig fördert. Lasius niger (Schwarzgraue Wegameise), um die es sich meist handelt, oder auch die Rote Knotenameise (Myrmica rubra), sind ohnehin da und lassen sich nicht dauerhaft ausschalten. Andererseits reguliert sich deren Bevölkerungsdichte durch Konkurrenz- und Territorialverhalten von alleine auf eine tragbare Größe - im Normalfall.

Es geht nur um wenige Tage. Nach ein paar Tagen wärmeren Wetters werden die Blattläuse wieder aufholen, und die Ameisen werden durch ihre natürlichen Nahrungsquellen versorgt.
Gleiches gilt ja auch für den Fall, dass Ameisen (meist ebenfalls Lasius niger) in unseren Wohnungen nach Nahrung suchen: Im Frühjahr, wenn es draußen noch wenig gibt, dringen sie auch ins Haus ein. Abhilfe schafft MANCHMAL (!) schon ein Schälchen Zuckerwasser vor der Tür. Erst wenn der Andrang ins Haus nicht nach ein paar Tagen nachlässt, sollte man härteres Vorgehen in Erwägung ziehen.

Viel Erfolg,
und für Rückmeldungen, Erfahrungen etc. wäre ich dankbar!
A. Buschinger
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