Akazien und ihre Ameisenschutztruppe

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Gerhard Heller
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Akazien und ihre Ameisenschutztruppe

Beitrag von Gerhard Heller »

Eine enge Verflechtung von Mutualismus, Konkurrenz und Fraßdruck belegt eine Studie, die in der ostafrikanischen Savanne durchgeführt wurde (Todd M. Palmer et al.: Breakdown of an Ant-Plant Mutualism Follows the Loss of Large Herbivores from an African Savanna. Science 11 January 2008: Vol. 319. no. 5860, pp. 192 – 195). Die Zusammenfassung des Artikels ist auf der Internetseite der Zeitschrift frei zugänglich. Einen etwas ausführlicheren Überblick dazu gibt es im Aprilheft 2008 der Naturwisenschaftlichen Rundschau.

Flötenakazien (Acacia depranolobium) sind mit vier Ameisenarten vergesellschaftet. Besonders die dominierende Art, Crematogaster mimosae, stellt gewissermaßen eine „Schutzgarde“ der Akazie gegen pflanzenfressende Großsäuger (Antilopen, Giraffen, Elefanten) dar, indem die Arbeiterinnen massenhaft und aggressiv über die fressenden Störenfriede herfallen. Die Akazien bieten ihren Ameisen im Gegenzug Kost und Logis in Form von Nektarien bzw. hohlen Nebenblattdornen. Es gibt mehrere Beispiele ähnlicher Beziehungen zwischen Ameisen und Pflanzen.
Die Beobachtung, dass Akazien, die vor Fraßschäden gegen die großen Herbivoren durch Elektrozäune geschützt waren, schlechter gediehen als ungeschützte Bäume, gab Anlass zu einer kontrollierten Langzeitstudie.
Auf den fehlenden Fraßdruck durch große Pflanzenfresser über einen Zeitraum von 10 Jahren reagierten die Akazien in den gezäunten Versuchsvarianten mit Verringerung der Produktion von Nektarien und Dornenbehausungen und investierten somit weniger in ihren Ameisenschutz. Die Ameisen stellten ihre Nahrungsgrundlage zunehmend auf die Aufzucht von Schildläusen um. Vermutlich führte die Saugtätigkeit der Läuse verbunden mit der Übertragung von phytopatogenen Viren etc. zu einer Schwächung der Bäume.
Hinzu kam es an eingezäunten Bäumen zur Vedrängung des mutualistischen C. mimosae durch C. sjostedti, der weder auf Nektarien noch Hohldornen angewiesen ist, sondern in Fraßlöchern im Holz nistet. Bäume, die von dieser Art besetzt waren, wurden vermehrt von holzbohrenden Käferarten attackiert, hatten einen geringeren Zuwachs und eine doppelt so hohe Sterbewahrscheinlichkeit im Vergleich zu Bäumen mit C. mimosae.
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